Biozide in Baustoffen
Auswaschung und Sanierungsstrategien
In Baustoffen wie Fassadenputzen oder -farben mit organischen Bindemitteln finden sich häufig Wirkstoffe mit algizider und fungizider Funktion, welche den Bewuchs der Oberfläche durch Mikroorganismen wie Algen oder Pilzen verhindern sollen. Diese Biozide können jedoch durch (Stark-)Regenereignisse ausgewaschen werden und so in den Wasserkreislauf gelangen. Nicht alle Biozidvertreter können dort hydrolytisch oder mikrobiell abgebaut werden und reichern sich dadurch je nach Moleküleigenschaften im Boden oder im Abwasser an. Dies gilt es insbesondere zu beachten, wenn zukünftig in städtischen Räumen vermehrt Regenwasser aufgefangen und wiederverwendet werden soll. Zusätzlich erschwert der Einsatz dieser Chemikalien auch eine Wiederverwendung der Baustoffe (Recycling/Kaskadennutzung) sowie ihre Entsorgung, da sie durch die enthaltenen Schadstoffe gesondert behandelt werden müssen.
Um das Ausmaß der potentiellen Biozidbelastung von Fassadenabläufen abzuschätzen, werden mit unterschiedlichen Farb- und Putzproben beschichtete Probekörper im Labor beregnet. Das dafür eingesetzte Messgerät ermöglicht es, neben der Beregnung, zusätzlich den bei Schlagregen einwirkenden Windstaudruck auf die Fassade zu erzeugen, und dessen Auswirkung auf die Biozid-Fracht zu untersuchen. Außerdem kann die Messmethode sowohl im Labor also auch in situ am Bauwerk eingesetzt werden. Die aus den Laborversuchen kontaminierten Eluate werden anschließend extrahiert und mittels Gaschromatographie mit gekoppelter Massenspektrometrie (GC/MS) quantitativ auf ausgewählte Biozidvertreter untersucht.
Um mögliche Sanierungsstrategien zu entwickeln, wird die Adsorption der Biozide an unterschiedlichen Materialien getestet, beispielsweise verschiedene Arten von Aktivkohle und Biokohle . Bei letzteren handelt es sich um nachhaltigere Alternativen zur Aktivkohle, da sie aus biogenen Reststoffen hergestellt werden. Auf diese Weise soll ermittelt werden, welche Materialen als Filter in den entsprechenden Wasserkreisläufen eingesetzt werden könnten, um zu verhindern, dass die ausgewaschenen Biozide sich weiterverbreiten.